Literatur: Kriegerprinzessin

 

Ich fiel in ein schwarzes, tiefes Loch. Meine Mutter redete auf mich ein, doch ich bekam keinen Ton von dem mit, was sie mir sagen wollte. Wie in Trance stieg ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch, setzte mich auf den Boden und starrte Löcher in die Luft. Mein Kopf war leegefegt. Nicht einmal weinen konnte ich, als hätte jemand bei mir einen Schalter umgelegt. So saß ich da, keine Ahnung wie lange. Einmal kam meine Mutter hoch und fragte, ob ich etwas essen wollen würde. Aber selbst wenn, ich würde nichts runterbekommen. Ich weiß nicht wann und wie, aber irgendwaann musste ich eingeschlafen sein. Es war ein unruhiger Schlaf. Selbst da merkte ich schon, wie sehr er mir fehlte. Er. Mein Anker.


 Mein Freund. Oder auch nicht mehr, denn er war nicht mehr da. Ein Autounfall, ein Betrunkener, der zu schnell war. 


Ich ging nicht in die Schule. Natürlich nicht. Wollte nicht von einer Menge Leute angesprochen werden, wie es mir den ginge. Wie denn auch? Bestimmt nicht gut und helfen konnte mir nun auch niemand. Er war derjenige, der mir normalerweise bei allem helfen konnte. So gut, wie sonst kaum jemand. Er kannte mich so, wie keiner sonst.


Um diese Leere in meinem Kopf zu beenden und vorallem, um seine Stimme wieder zu hören, begann ich nach einigen Tagen alte Chats durchzulesen und dabei merkte ich, wie mein Schutzwall, der sich im Unterbewusstsein errichtet hatte, ganz langsam einen kleinen Riss bekam. Meine Hände zitterten, als ich zaghaft und vorsichtig zu der Kiste mit meinen Fotos griff. Davon hatte ich eine Menge. Ich war diejenige, die die Kamera nicht aus der Hand legen konnte und wollte. Immer wollte ich alle Momente einfangen, um sie ja nicht zu vergessen. 


Zu Weihnachten letztes Jahr bekam ich dann von ihm ein Fotoalbum. Mit Momenten nur für mich. Kleine Geschichten, die er mir damit erzählen wollte. Das letzte Foto war eines, auf dem auf einem Pappschild
meine Kriegerprinzessin
stand. Das war sein Lieblingsspitzname für mich. 

Und da rollte mir meine erst Träne über die Augen. Der Wall war gebrochen. Denn jetzt konnte ich nicht mehr aufhören. Musste meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Ich nahm mir meine Kissen, warf sie durchs Zimmer und wusste nicht mehr wohin mit mir. Was sollte ich jetzt tun, wer war ich jetzt?
Doch er hat mich nicht ohne Grund so genannt. Er hätte nicht gewollte, dass ich aufhörte zu kämpfen. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber ich nahm mir vor, nicht zu zerbrechen. Denn das wäre sein letzter Wunsch gewesen.

Als seine Kriegerprinzessin.



 *fiktive Geschichte*

1 Kommentar

  1. So eine hinreißende und traurige Geschichte!
    Die Bilder sind, wie immer richtig schön geworden.

    Liebst, Marie Celine
    http://marieceliine.blogspot.de

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