Realitätstraum

Ich stand in einer Menge von Menschen. Überall um mich herum war Chaos und ich wusste nicht, was zu tun war. Es standen ein halbes Duzend Häuser in Flammen, Geschrei und verzweifelte Menschen, egal wo ich hinschaute. Doch ich, ich stand da nur in der Unfähigkeit mich zu bewegen und war vollkommen überfordert mit der Situation. In dem Wissen, dass ich hier weg musste, aber es nicht konnte, ging mein Atem immer flacher und flacher und die Panik breitete sich erst langsam und schließlich vollkommen aus. Selbst als ein kleines Kind an meiner Hand schüttelte und weinend nach ihrer Mama fragte, konnte ich nichts tun und blickte mit meinen starren, vor Schreck geweiteten Augen in den Himmel, an dem plötzlich ein brennendes Stück Holz der Häuser auftauchte, welches mich eindeutig treffen würde. Meine letzten Gedanken waren nur, dass es nun endlich, endlich vorbei sei.


Doch dass es nicht vorbei war, merkte ich einige Sekunden später in meinem Bett, in dem ich lag und feststellte, dass es nur ein Traum gewesen war. Nur? Nein, bestimmt nicht. Innerlich hatte mich das Chaos schon längst eingenommen. Früher warst du da, um neben mir zu liegen und mich mit deinem gleichmäßigen, beständigen Atem und dem leichten Druck deiner Hand in meiner zu beruhigen. Wenn ich mich daran zurückerinnere, dann wird mir ein kleines bisschen wärmer ums Herz, bis mich die Realität wieder einholt  und mir bewusst wird, dass es dich nicht mehr gibt. Nicht für mich. Das schon länger nicht mehr, auch wenn ich das noch nicht akzeptiert hatte, weil mein Verstand einfach nicht mitmachen wollte. Wie auch? Es passierte schließlich von jetzt auf gleich. Aber ich konnte damit umgehen, wusste, wie ich mich verhalten muss und kann.


Doch hiermit konnte ich nicht mehr umgehen. Damit, dass es dich nun nicht mehr nur für mich nicht gibt, sondern für alle. Das dumpfe Gefühl schwebte schon seit einiger Zeit über mir, auch wenn es niemand mitbekam. Trotzdem konnte und wollte ich es nicht glauben und verdrängte es, da ich die Verantwortung nach deiner Entscheidung nicht mehr tragen sollte, egal, ob ich wollte oder nicht. Aber jetzt war es zu spät. Jetzt kann ich dir nicht da zurückgeben, was ich von dir bekommen habe. Ich kann nicht mehr deine Hand drücken und dich berühigen. Ich werde nie mehr deinen Atem auf meinen Lippen spüren und das wird auch niemand anderes mehr von dir spüren. Denn das war deine Entscheidung. Dabei wollte ich nur, dass du glücklich bist. Und da wütete das Chaos weiter in mir, doch ich war unfähig, mich daraus zu retten.




1 Kommentar

  1. Der Text ist richtig schön zu lesen, gefällt mir sehr :)

    Liebe Grüße, Julia
    www.lightitup-blog.de

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